Gedanken zum Jahresende: Startchancen

Ich glaube es ist Zeit für einen Jahresendgedanken.

Kurz vor meiner Weihnachtspause habe ich mich mit einem Kursteilnehmer über “Startchancen” unterhalten, also das, was einem unter anderem durch die Schule schon mitgegeben wird. Da fiel mir eine Begebenheit ein:

Es ist schon einige Zeit her, gute drei oder vier Jahre, da traf ich nach etlichen Jahren einen alten Schulfreund vor einem Supermarkt wieder. Ganz in Schwarz gekleidet, hager, nein eher: “ausgemergelt”, einen Kaffeebecher in der Hand. Die schwarze Kutte wunderte mich nicht. Schon damals vor so gut 25 bis 27 Jahren trug er schon schwarz, als er durch Rollenspiele wie “Dungeons & Dreagons” völlig neue Freunde kennenlernte. Seine Kumpels trugen Schwarz und so trug er es auch.

Er war ein sehr guter Schüler (ich hab in Latein von ihm abgeschrieben – heute kann ich’s ja sagen…), von seinem Abi-Schnitt kann ich nur träumen, er studierte zumindest ein paar Semester Pharmazie, wenn ich mich recht erinnere. Auf dem Papier hatte er damit hervorragende Startchancen.

Jetzt sah ich ihn an einigen Europaletten, auf denen die Saisonblumen standen, angelehnt, einen Kaffeebecher in der Hand und ich fragte: “Hey! passt Du gut auf die Blumen auf?”. Er antwortete: “Ja, einer muss es ja tun”.

Der geöffnete Mund offenbarte einen schrecklichen Zustand der (noch vorhandenen) Zähne. Noch etwas anderes fiel mir auf: in dem Becher war kein Kaffee, sondern ein paar Münzen.

Ich entschuldigte mich kurz, weil ich leider sehr in Eile war. Ein wenig zögerte ich und wusste mit der Situation nicht besonders gut umzugehen. Ich betrachtete mich selber in einem imaginären Spiegel: Von dem Kundenbesuch am Nachmittag hatte ich noch mein Jackett an – ein krasser Gegensatz.

Was tun? Seinem besten Freund aus der Schule ein paar Münzen geben, vielleicht sogar einen kleinen Schein? Beim Supermarkt-Bäcker vielleicht einen Kaffee holen?

Ich tat es nicht, weil ich ihn auch nicht kompromittieren wollte. Mit einem komischen Gefühl ging ich nach dem Einkauf wieder raus aus dem Supermarkt – er war weg. Ehrlich gesagt war ich froh und muss natürlich auch irgendwie daran denken, was ihm durch den Kopf ging.

Soviel zu den Startchancen. Ja, Schule ist wichtig aber es kommt auch darauf an, was man aus seinem Leben macht – blöder Spruch, ich weiß, aber irgendwie ist da auch wieder was Wahres dran…

Nutzen wir also das aus, was uns mitgegeben wurde und versuchen so wie jedes Jahr, das Beste darauf zu machen!

Du kannst alle Antworten zu diesem Eintrag via RSS 2.0 Feed erfolgen. Du kannst einen Kommentar hinterlassen, oder einen Trackback von deiner eigenen Seite.

Hinterlasse eine Antwort

XHTML: Diese Tags kannst du nutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>